ausstellungen in der galerie 2007–2008

Jim Avignon

hopeless bohemians

Galerie Schüppenhauer, Köln
14. November bis 18. Dezember 2008

Wilde Live-Malperformance mit Jim Avignon: 17.12.2008, ab 20 Uhr

Jim Avignon ist einer der ungewöhnlichsten und produktivsten Maler der gegenwärtigen internationalen Kunstszene. Seit der ersten Präsentation seiner Werke bei dem Ausstellungsprojekt „Wahrnehmung“ (Katalog) in unserer Galerie 1995 ist er seinem Ziel, erschwingliche Kunst für Jedermann zu machen, bis heute treu geblieben. Mit seiner „Billigkunst“, die er nicht signiert und die auch nicht für die Ewigkeit bestimmt ist, hat er schon damals, anfangs der 90er Jahre, den Kunstmarkt provoziert und mit seinen Life-Malperformances in Clubs, die Stile und Haltungen der Street-Art bereits vorweggenommen.

Irgendwann und irgendwo auf der Welt wurde der Künstler geboren. Früh entdeckte er sein künstlerisches Talent als Graffiti-Sprayer und später auch sein Musikalisches. Als Schulbusfahrer, Altenpfleger oder Programmierer verdiente er seinen Unterhalt und dekorierte Cafés und Bars mit seinen Bildern. Bei einer seiner vielen frühen Reisen durch Europa fand er Avignon in Frankreich zum Verweilen schön. Als Reminiszenz an diese Stadt zog er als Jim Avignon anfangs der 90er nach Berlin. 1992 wurde die Kunstwelt durch seine dreiwöchige Live-Performance während der documenta 10 auf ihn aufmerksam. Bei dieser Aktion malte er täglich ein großes Bild, das er am Abend mit einem beherzten Sprung hindurch wieder zerstörte. Jim Avignon ist ein Kosmopolit; er ist als Künstler, Musiker oder Filmemacher und stiller Beobachter viel und gerne in der Welt unterwegs. Überall wird seine Kunst und Musik von großem Interesse begleitet, ob in Russland, China, Japan oder anderswo. Sie befasst sich mit den großen und kleinen Unwägbarkeiten des Alltags und den menschlichen Problemen im Zeitalter der Massenmedien und der globalen Konflikte.

Heute sind seine Werke international hoch begehrt, doch für alle erschwinglich geblieben. Das scheint in krassem Widerspruch zu seinem weltweiten Bekanntheitsgrad zu stehen. Er bemalte Flugzeuge und Autos, gestaltete eine viel begehrte Swatch Uhr oder realisierte Zeichentrickfilme für Kindersendungen des WDR in Köln. Daneben tourte Jim Avignon als Einmann-Elektronikband NEOANGIN durch die Welt und inzwischen sind 16 NEOANGIN-CDs herausgebracht. Mehr als 10 Bücher von und über ihn sind auf dem Markt und das Neueste werden wir in der Ausstellung vorstellen. Seine Werke sind bei Jung und Alt, quer durch alle Gesellschaftsschichten begehrt und eroberten Vorstandsetagen und das Bundeskanzleramt. In New York, wo er seit 2005 lebt, gilt er als Pionier einer neuen Pop-Generation.

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Ben Vautier

Gegen Kunst

Galerie Schüppenhauer, Köln
13. September bis 8. November 2008

Si l’art est dans TOUT et l’art est rien,
l’art est dans le vide et l’art est dans TOUT.

Ben Vautier (Notes 1958)

Über Ben Vautier ist nicht viel zu sagen, denn Ben hat ALLES gesagt und sagt ALLES - alles ist Kunst und nichts ist Kunst. Seine poetischen, meistens aber provokanten Texte und Notizen über Poesie, Kunst, Leben, Zeit etc. bilden die konzeptuelle Basis seines Werkes von Mitte der 50er Jahre bis heute. Lange bevor in Wiesbaden Ende 1962 die Fluxus-Bewegung ihren Namen erhielt, provozierte Ben schon 1958 die Passanten auf der belebten Promenade des Anglais in Nizza mit seinen Reden und spektakulären Aktionen. 1959 eröffnete er das legendäre „Laboratoire 32“, einen Second-Hand Laden, wo er gebrauchte Schallplatten, Bücher und Sonstiges für seinen Lebensunterhalt verkaufte, und wo er seine Bilder und die von Anderen ausstellte. Künstler und neugierige junge Leute fanden sich dort ein, um über die Erneuerung der Welt und der Kunst zu philosophieren.

Ben kreierte ART TOTAL, THÉÂTRE TOTAL, MUSIC TOTAL, signierte ALLES (TOUT) -Hühner, Löcher, Autos, Gott, das Licht, die Landschaft, das Universum etc. 1963 machte Ben Bekanntschaft mit der Fluxus-Bewegung. Durch die Vermittlung von Daniel Spoerri wurde der „verrückte junge Künstler aus Nizza“ zum Festival of Misfits nach London eingeladen, wo er sich selbst zwei Wochen lang im Schaufenster der Gallery One als lebendes Kunstwerk ausstellte.

Ben* 1935, der Kosmopolit, ist bis heute dieses authentische lebende Kunstwerk – „Leben ist Kunst“. Aufmerksam verfolgt der Künstler die Geschehnisse in der Welt und hinterfragt diese in Wort und Bild nach ihrem Sinn, macht die Fragen und Antworten öffentlich, damit sie alle angehen. Seine Thesen, Schriften und Philosophien verbreitet er via Internet in alle Welt. Für ihn ist Kunst und Leben eine Einheit die er täglich konsequent lebt. Er ist damit ein schöpferischer Fundus für Generationen von jungen Künstlern. Ben ist sicherlich keine leichte Kost, wie es oftmals gesehen wird und wie es erscheinen mag. Die Aufarbeitung seines Lebenswerkes hat gerade erst begonnen.

Seine Ausstellungsliste in Museen und Galerien weltweit ist beachtlich, darunter auch die documenta 5, das Guggenheim Museum NY und Biennalen weltweit. In Vorbereitung ist u.a. die große Ausstel-lung „Who is Ben?“ am 10. Oktober 2008, im Museo Vostell in Malpartida de Caceres/Spanien, zu der ein Katalog (100 Seiten) erscheint. 2010 wird das MAC Lyon eine umfangreiche Retrospektive zeigen, zu der Bens Werkverzeichnis herausgebracht wird.

In unserer Galerie-Ausstellung philosophiert Ben über den Sinn und Zweck der aktuellen Kunst und des Marktes. Er wäre nicht Ben, wenn er nicht seine Meinung sagen oder auch ändern könnte. Unsere Ausstellungseröffnung haben wir daher kurzfristig auf den 12. September verlegt, damit Sie ihn persönlich in Aktion erleben können.

Chihiro Shimotani

vocalize

Galerie Schüppenhauer, Köln
6. Juni bis 15. August 2008

Chihiro Shimotanis Werk folgt der Suche nach einer weltumfassenden philosophischen Sprache, die auf einem globalen kulturellen Kern beruht – der Essenz des menschlichen Seins. Das Wort und die Schrift als Code zur Entschlüsselung des Wissens der Menschheit sowie die Einbeziehung des Phänomens Zeit als Wesen der Welt ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Das Wissen um die eigene Vergänglichkeit ist einer der Grundkonflikte des menschlichen Daseins. Daher streben Philosophen, Dichter und auch Künstler seit jeher danach, in dem unfassbaren Zeit-Raum-Gefüge Spuren zu hinterlassen.

Schon 1973 befasste sich Shimotani in vielen seiner Werke mit der Thematik der Vergänglichkeit. Auf der Biennale Sao Paulo zeigte er die Arbeit Earth Printing, die mit dem großen Preis der Biennale ausgezeichnet wurde. Im Ausstellungsraum ließ er lose Erde aufschütten und bedruckte diese via Siebdruck mit aktuellen Artikeln einer japanischen Tageszeitung. Die Erde mit der Schrift löste sich im Laufe der Ausstellung mehr und mehr auf und am Ende wurde sie wieder der Natur übergeben. Nichts Materielles blieb vom Werk übrig. Bei einer anderen Installation in der Akademie der Künste 1976 in Berlin, Landschaft über dem Wasser, arbeitete er mit der Imagination eines einzigen Wortes und mit dem Faktor Zeit. Im Raum waren mehr als 100 Eimer mit Wasser aufgestellt, dessen Oberflächen mit dem Wort „See“ bedruckt waren. Im Laufe der Ausstellungszeit verdunstete das Wasser, das Kunstwerk hatte sich in ein Imaginäres transformiert.

In dieser Ausstellung zeigt der Künstler seine neue Werkgruppe „vocalize“. Hier bezieht er sich auf das Gedicht „Voyelles“ des französischen Dichters Arthur Rimbaud (1854-1891), in dem Rimbaud den Vokalen Farben und auch Eigenschaften zuordnet: A schwarz; E weiß; I rot; U grün und O blau. Diese Zuordnung der Farben zu den Vokalen nimmt Shimotani in seinen neuen Diptychen und Objekten auf.

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Ben Patterson

Hauptsache Musik

Galerie Schüppenhauer, Köln
4. April bis 31. Mai 2008

Die Story zu unserer Ausstellung „Hauptsache Musik“ beginnt um 1951-52. Ben Patterson war kurz vor seinem Schulabschluss in seiner Heimatstadt Pittsburgh und der Entscheidung, welchen, seiner weit gefächerten Neigungen und Talenten er für sein künftiges Studium an der Universität den Vorzug geben sollte: der Biologie (er machte ein Volontariat im Zoo von Pittsburgh); der Wissenschaft (im Carnegie Museum of Natural History sammelte und katalogisierte er als Volontär Schmetterlinge); der Sozialwissenschaft (er leitete die lokalen Boy Scouts und war Direktor des Boy Scout Sommer Camps); der Literatur oder der Kunst (er schrieb „mystery novels“ und zeichnete Cartoons für die Schulzeitung); dem Sport (er war Kapitän des „cross-country“ und „track teams“ der Schule und hielt den Rekord im 880 yards und 1 mile Lauf) oder der Musik (er spielte Tuba in der „marching band“ und Kontrabass im SchulOorchester der Schule und in lkalen Sympchestern). im letzten Augenblick entied er sich für ein Studium der Musik und trabass, Komposition und Dirigieren) an der University of Michigan. Nach seinem Examen spielte er sich in kurzer Zeit in die erste Reihe der internationalen jungen Kontrabassisten und hatte eine klassische Musikerkarriere vor sich.

Das Ende der Story beginnt 1960 in Deutschland. Ben Patterson kam nach Köln, um u.a. seinen musika-lischen Horizont um die Neue Musik von Stockhausen zu erweitern, was jedoch an gegenseitigem Unverständnis scheiterte. In Köln traf er mit Mary Bauermeister, John Cage, Nam June Paik, Cornelius Cardew und anderen jungen Künstlern, Schriftstellern und Musikern zusammen, die alle darauf brannten, die Musik, die Kunst und die Welt zu erneuern. Mary Bauermeister organisierte Anfang 1960 die ersten „Konzerte Neuester Musik“ (sog. Neo-Dada-Konzerte), Lesungen und Ausstellungen in ihrem Atelier, die mit dem 1962 veranstalteten „Fluxus Festival“ 1962 in Wiesbaden zur Gründung der legendären Fluxus Bewegung führten. In den beiden Jahren von 1960-62, der Prä-Fluxus-Zeit in Köln, fand Ben Patterson die Möglichkeit, alle seine früheren Interessen zusammen zu führen und eine „Kunst“ zu machen, die alle seine Fähigkeiten einbezieht und die Musik als Basis hat. „Hauptsache Musik“ ist die Lebensgeschichte von Ben Patterson.

Mit Keith Rowe *1940 traf Ben Patterson 1968 zusammen. Ben produzierte in New York eine Serie von „Neue Musik“ -Konzerten für die Steinway Hall in Manhattan zu denen er u.a. auch Cornelius Cardew, den er seit 1960 aus Köln kannte, und seine Gruppe AMM einlud. Auch Keith Rowe gehörte dieser Gruppe an. Die Konzertreihe brachte Ben zwar keinen finanziellen Erfolg, doch gehören diese Musiker heute zu den Ikonen der „Sound Art“ des späten 20. Jahrhunderts. Keith Rowe und Ben Patterson trafen sich im Dezember 2006 erstmals seit 1968 wieder. Beide waren zu einer Musik-Performance im Institute of Contemporary Art in London eingeladen. Ihr gemeinsamer Auftritt wurde als „The Titans of New Music Ben Patterson and Keith Rowe“ angekündigt. „The Titans“ werden ihre 40-jährige Freundschaft (1968 - 2008) in ihrer Life-Music Performance in unserer Galerie besiegeln. Es ist die Premiere für eine zukünftige gemeinsame Arbeit.

Ben Patterson, 1934 in Pittsburgh geboren, gehört zu den vielseitigsten und originellsten Künstlern und Persönlichkeiten der Fluxus-Bewegung, wie wir schon in vielen Präsentationen seines Werkes in unserer Galerie gezeigt haben. Nach seinem temporären Rückzug aus der Kunst in die Musikbranche kehrte er 1988 mit einer Ausstellung in der Emily Harvey Galerie in New York wieder in die Kunst- und Fluxus-Szene zurück. Dort lernte ich den Künstler kennen und lud ihn zur Teilnahme an der Ausstellung „WortLaut“ 1989 ein. 1990 zeigten wir die erste große Einzelausstellung in Deutschland seit den 60er Jahren. Die Liste der weltweiten Ausstellungen und Performances von Ben Patterson in Galerien, Kunstvereinen, Instituten und Museen ist lang. Im Oktober 2008 wird eine Retrospektive seines Werks im MOMA Houston/Texas die Liste erweitern.

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Vera Röhm

Poetry in Nature

Galerie Schüppenhauer, Köln
8. Februar bis 29. März 2008

In den vorherigen Ausstellungen mit Vera Röhm in unserer Galerie hatten wir Gelegenheit, kontinuierlich verschiedene, auch teilweise monumentale, Werkgruppen aus dem vielseitigen Schaffen der Künstlerin seit den 80er Jahren vorzustellen. Immer hat sie es verstanden, auch die konkreten oder naturwissenschaftlichen Themen in ihrem Oeuvre mit Poesie zu verbinden. Die philosophische Betrachtung einer übergreifenden Weltsprache im Sinne der konkreten oder visuellen Poesie zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk. Diesem roten Faden sind wir bei der Zusammenstellung dieser Ausstellung gefolgt und haben für unsere Galerie eine Kabinett-Ausstellung mit Arbeiten zusammengestellt, die teilweise bisher noch nicht gezeigt wurden, die aber wichtige Bausteine im Gesamtwerk der Künstlerin sind.

Der Drang, das Wesen der Dinge zu ergründen und alltägliches neu zu definieren, ist ureigenes Anliegen ihrer Kunst. “Jede Art des Tuns enthüllt uns ein anderes, unterschiedliches Element, auch wenn es vielleicht derselben Ordnung verpflichtet ist. Wenn wir etwas aufdecken, stellen wir plötzlich fest, dass etwas darunter ist. Ich glaube, das weiß nicht nur jeder Künstler, sondern auch jeder Wissenschaftler“. Mit diesem Satz von Jiri Padrta treffen wir genau auf den Kern des Werkes von Vera Röhm. Es geht der Natur wissenschaftlich mit künstlerischen Mitteln auf den Grund und ruft Selbstverständliches, nur eben deshalb nicht Wahrgenommenes, visuell ins Bewusstsein. Dies wird besonders in Ihrem Werkkomplex der Schattenarbeiten deutlich.

Zur Ausstellung liegt die deutsche Ausgabe der Monographie Vera Röhm mit Essays von Stephen Bann, Universität Bristol (UK), und Eugen Gomringer, IKKP Rehau (D), vor. Sie erschien im Herbst 2007 im Wienand Verlag, Köln.

Ute Heuer

Patsch

Galerie Schüppenhauer, Köln
26. Oktober 2007 bis 11. Januar 2008

In dieser dritten Einzelausstellung von Ute Heuer in unserer Galerie zeigen wir einen neuen Werkzyklus der Künstlerin. Ute Heuers konzeptuelle Farbmalerei beschäftigt sich mit dem Entstehungsprozess der Malerei und mit der Erprobung ihrer maximalen Präsenz. Der Prozess der Malerei ist die zentrale Bildaussage.

Wie schon bei den „Malereidetails“ oder den mit „Verzogene Farbe“ betitelten Leinwänden unterschiedlicher Größe, bezieht sich Ute Heuer auch bei den neuen „Farbfeld“-Bildern nach wie vor auf den einzigen Pinselstrich, der sich über jede einzelne der unterschiedlich großen Leinwände zieht. Sie folgt in diesem konzeptuellen Malprozess einer inneren Farbscala, in deren Spektrum sie die Farben mischt.

Nach dem Malakt werden die in der Größe vielfach variierten Bildtafeln zu einem Bild zusammengesetzt, das, wie bei der zentralen Arbeit der Ausstellung „Patch“, fast eine komplette Wandfläche ausfüllt. Der Rhythmus des Pinselstrichs, der unverkennbare Bildaussage jedes einzelnen Bildes ist, wird bei der Zusammenstellung der Gesamtkomposition durch drehen variiert. Diese Variation des Pinselstriches bestimmt so den Rythmus des Gesamtwerkes.

Ute Heuer verwendete in ihrem vorhergehenden Werk für den Farbauftrag auf die einzelnen Bildtafeln ausschließlich die reine, ungemischte Farbe, die dann in einem Pinselstrich von Leinwand zu Leinwand „verzogen“ wurde. Die Mischung der Farben entstand hierbei rein „zufällig“ direkt auf der Leinwand. Hier, wie auch bei den neuen Arbeiten, geht es der Künstlerin um die Erforschung der Farbe und der Sinnlichkeit der Oberflächenstruktur. Dies gilt auch für die in den letzten Jahren entwickelten Kreisformate. Diesen wichtigen Werkzyklus zeigten wir in der letzten Einzelausstellung der Künstlerin im Jahr 2004.

Zur Ausstellung bringen wir von Ute Heuer die Edition „Ball“ im Kreisformat heraus, 30 Originale, Öl auf Leinwand, ca. 19 cm rund, signiert und nummeriert.

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Thomas Raschke

Feilenfett + Rosinenbomber

Galerie Schüppenhauer, Köln
7. September bis 21. Oktober 2007

Zum Saisonstart präsentieren wir mit Thomas Raschke einen neuen Künstler in unserem Galerie-Programm. Seine Arbeiten sind uns zum ersten Mal auf der vorjährigen ArtFair in Köln aufgefallen. Seinen Film „La mér“ zeigten wir in „flowing times“.

„Feilenfett + Rosinenbomber“ klingt fast wie Nonsens, es lässt jedoch schon im Vorfeld die vielschichtige, hintergründig-humorvolle Denk- und Arbeitsweise von Thomas Raschke erahnen, die man durchaus als konzeptuell bezeichnen kann. Eine handwerkliche Ausbildung in frühen Jahren dient ihm als solide Basis für ein plastisches Werk in einer ganz eigenen Formensprache. Das „Feilenfett“ im Titel ist also eine Reminiszenz an diese Zeit, wo es in Handwerkerkreisen beliebt war, den noch ahnungslosen neuen Lehrling loszuschicken, dieses unsinnige Fett zu besorgen. Raschke spielt gerne mit Assoziationen und doppeldeutigen Auslegungen. So scheint der „Rosinenbomber“ vordergründig das zu sein, was zu sehen ist: ein Flugzeug mit oder aus Rosinen. Doch der zweite Blick löst die Erinnerung aus: „Rosinenbomber“; wurden nicht die Flugzeuge der Amerikaner, die nach dem Krieg im besetzten Berlin Süßigkeiten für die Bevölkerung abwarfen, so bezeichnet? Raschke liebt es, geistige Stolperfallen und doppelte Böden in seine Werke einzubauen. Er lässt dem Beschauer aber auch Raum für eine eigene Sichtweise.

Bei den „wire-lines“, den Drahtobjekten, lädt der Künstler uns ein, seinem Blick in die innere Struktur der Dinge zu folgen. Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens - Kühlschrank, Staubsauger, Tische, Stühle, Schränke, Maschinen, Werkzeuge usw. - entledigt er virtuell ihrer äußeren, sichtbaren Hülle, bis das Objekt nur noch Struktur und Linie ist. Aus schwarzem Draht erschafft er die Objekte mit den Formen ihres inneren Körpers maßtabsgerecht neu. Ganze Szenen aus der „heimisch-bürgerlichen Idylle“ - Wohnzimmer, Küche, Musikzimmer, Hobbykeller oder Werkstatt etc., mit allen nur erdenklichen Einrichtungsgegenständen - werden von Raschke in ihrer inneren Form und Struktur neu erschaffen. Sie werden als einzelne Objekte oder auch angehäuft in einer Installation, zu „plastischen Zeichnungen“ im Raum. Die Installationen erscheinen trotz der Fülle und der Überlagerung von Linien und Strukturen transparent und leicht. Die Dinge, gelöst von dem Gefängnis der äußeren Hülle, werden somit „durchschaubar“.

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Michael Gitlin

Neue Skulpturen und Zeichnungen

Galerie Schüppenhauer, Köln
11. Mai bis 7. Juli 2007

Seit der ersten Einzelausstellung 1989 mit Michael Gitlin, sind der Künstler und sein Werk fester Bestandteil unseres Galerieprogramms. In dieser langen Zeit hatten wir mehrfach die Gelegenheit, in Einzel- und Gruppenausstellungen seine Werke in den sich ständig fortentwickelnden Schaffensphasen zu zeigen. In der kommenden Ausstellung in der Luxemburger Straße möchten wir Sie mit den aktuellen Werken des Künstlers aus den letzten drei Jahren bekannt machen, die hiermit zum ersten Mal in Deutschland präsentiert werden. Besonders freuen wir uns, Ihnen dazu einen Katalog vorstellen zu können.

Die amorphen Formen, mit denen sich Michael Gitlin seit 1998 befasst, scheinen im Gegensatz zu seinen frühen, mehr kontruktivistisch gradlinigen Werken zu stehen. Bei näherer Betrachtung seines Oevres löst sich dieser Gegensatz jedoch auf. In den früheren Arbeiten verwendete er meist Holz für seine konstruktiven Skulpturen, die er oftmals aber auch mit Beton oder Gips ergänzte. Die Eigenschaften des ergänzten, weichen Materials - Beton oder Gips – konfrontierten mit ihrer zufallsbedingten freien Formen die lineare Holzkonstruktion. Der Weg zu der organisch minimalistischen Form der heutigen Werke war die kontinu-ierliche Weiterentwicklung einer Werkidee, der das eigenständige zeichnerische Werk ebenfalls folgt: die Gleichzeitigkeit von Leichtigkeit und Schwere, Ruhe und Bewegung, Ordnung und Chaos.

Das in den neueren Arbeiten verwendete Material ist nicht mehr Holz, sondern Kupferrohr als Gerüst, das pur oder mit perfekt matter schwarzer Oberfläche, als dreidimensionale Wandzeichnung erscheint. Bespannt mit schwarzem Elastan oder weißer Sythetikwatte wirken diese raumgreifenden biomorphen Wandskulpturen wie Performance-Stücke für das Auge des Betrachters, das die weichen Formen abgleitet. Gitlins jüngste Arbeiten sind mit Stahlwolle überzogen, die gleichzeitig die optische Dichte des Elastan und der weichen Synthetikwatte vermitteln, aber auch gleichzeitig eine Distanz herstellen. Richard Kalina schreibt in seinem Katalogtext zu Michael Gitlins Skulpturen: „Seine Skulpturen zeichnen sich durch eine ganz eigene formale Mehrdeutigkeit sowie eine materielle und sinnlich fassbare Leichtigkeit aus (in diesem Sinne sind sie Anti-Serras)“.

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Vera Röhm, Constantino Ciervo, Ali Kaaf, Antonio Panetta, Winfried Bullinger

Flowing Times

Galerie Schüppenhauer, Köln
20. April bis 2. Juni 2007

Flowing Times, als erstes Kooperationsprojekt der Galerie Schüppenhauer und SAKAMOTOandfriends, zeigt fünf internationale Künstlerpositionen, die eines gemeinsam haben: Parallel arbeiten die Künstler seit Jahren konsequent und erfolgreich mit verschiedenen Medien und an unterschiedlichen Aspekten zum Thema „Zeitphänomen“. Zeichnung, Installation, Fotografie und Film entstehen oft gleichzeitig und bedingen mitunter einander. Vera Röhm, Costantino Ciervo, Ali Kaaf, Antonio Panetta und Winfried Bullinger zeigen Arbeiten aus den letzten Jahren. Mit einem wöchentlich wechselnden Filmprogramm wird das Thema der Ausstellung anhand von experimentellen Werken um weitere Künstlerpositionen erweitert. Unter anderem beteiligt sich das Künstlerpaar Heiko Daxl und Ingeborg Fülepp (bekannt als „mediainmotion“) mit ausgewählten Schwarz/Weiss-Videoarbeiten der letzten Jahre; Thomas Raschke, der mit „La mer“, in Marburg während des Kurzfilmfestivals den Publikumspreis erhalten hat und der Mitgründer der erfolgreichen Künstlergruppe „Das deutsche Handwerk - Raschke, Rogler, Richter“ ist und Aline Helmcke mit ihrem Kurzanimationsfilm „Destrukt“, der auf der Transmediale Berlin 2006 einen grossen Erfolg verzeichnen konnte.

Flowing Times – fliessende Zeit - linear/nonlinear.

Zeit als Bewegung, Licht und Schatten, Verdichtung und Auflösung ist Thema und Arbeitstitel des Projektes in Köln, das zeitgleich zur Art Cologne im Projektraum der Galerie Schüppenhauer in der Bismarckstr. 70 zu sehen ist. Es polarisiert politisch, philosophisch und poetisch unterschiedliche und gemeinsame künstlerische Positionen zum Thema Zeit.